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Mit dem ukrainischen Reprisenclown Val de Fun wurden ungewöhnliche
originelle Entrees geboten, skurril und eigenwillig. Dabei die Schleuderbrettnummer mit Gegengewicht und ebenso das Wasserentree ein grosser Lacher. Aber auch seine
sonstigen Einfälle fielen aus dem üblichen Rahmen. Dagegen verblassten die traditionellen Entrees der Martinis. Sie zeigten olle Kamellen, ganz nett, aber ohne
Esprit. Musikalisch brachten sie einen üblichen Abschluss. Der kanadische Jongleur Rejean St. Jules zeigte ungewöhnliche Variationen mit Keulen und Bällen. Für
Letztere in einem grossen Dreiecksrequisit mit schneller Ballfolge. Eine der besten Kontosoristinnen dürfte Elayne Kramer aus Argentinien sein. Sie bot eine
Augenweide an Körperbeherrschung. Ästhetisch und technisch eine Spitzenleistung und mit Abschluss des Armbrustschiessens mit den Füssen auf einen Luftballon. Das
Programm begann Merrylu Casselli an Strapaten aus weissen Stoffbahnen, welches direkt überleitete zu der Pferdedressur. Eine saubere Arbeit, welche für meinen
Geschmack etwas zu lange dauerte. Auf dem Todesrad der “verrückte” Crazy Wilson, der nun seinen Aussensalto sogar mit verbundenen Augen durchführte.
Nach seinem Absturz im Dezember in Heilbronn hat sein Stil jedoch etwas an Leichtigkeit verloren. Dennoch schockt er das Publikum auf rasante Weise. Er ist ein Könner
seines Fachs, doch hat er meines Erachtens den Absturz noch nicht voll verarbeitet trotz Auszeichnung beim Circusfestival in Monte Carlo. Da die Alexis Brothers
verletzungsbedingt leider ausfielen, endete das Programm mit den zehn Chinesen der Shenyang Akrobatik Truppe, welche choreografisch eine Augenweide boten. Im Grunde
haben sie technisch nur einen Trick, aber variieren diesen so vielseitig, dass die optischen Ergebnisse begeistern. Leider ist die Gesamtregie des Abend von der
üblichen Art gewesen, denn die Gesamtwirkung des Programms könnte man wesentlich steigern mit einer besseren Lichtregie. Auch das Orchester klang blass und die Nummern
mit Tonbandbegleitung wirkten da fast besser. Nikolai Tovarich ist ein Sprecher der klassischen Art, manchmal etwas zu laut und mit nur wenigen Betonungsakzenten.
Lediglich im Finale bringt er singend etwas mehr Farbe ins Spiel. Das Finale selbst recht kurz und lieblos, so wie anschliessende Ansage: “Das ist der Schluss unseres
Programms.” Das enttäuschte “ohhhh” des Publikums zeigt deutlich, das ein erneutes Zurückkehren der Artisten mit ein paar Zugaben erwünscht gewesen wäre. Das was
viele andere Circusse noch kreativ mit Zugaben zelebrieren, vermisst man leider in Münchens Circusbau.
Peter Burger
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